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Natur Apotheke

Gesund durch den Winter: Sanddorn, Johanniskraut, Eisenhut und Tollkirsche: Diese Heilpflanzen begleiten uns durch die Zeit, wenn die Tage kürzer werden. Sie stärken unsere Abwehrkräfte.

Die dunkle, kalte Jahreszeit fordert Körper und Seele heraus. Erkältungen und Infektanfälligkeit, die weitverbreitete Winterdepression, Witterungs- und Umweltbedingungen mit ungünstigen Auswirkungen auf die Haut und herabgesetzte Leitungsfähigkeit und Erschöpfung machen uns zu schaffen. Jetzt helfen vor allem zwei Pflanzengruppen: Sommerpflanzen mit einem starken Bezug zu Licht und Wärme, welche die sommerlichen Energien speichern und dem Organismus im Winter in konzentrierter Form zur Verfügung stellen. Und Giftpflanzen, die in kleinsten Mengen, in homöopathischer Potenzierung eingesetzt werden und die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen können.

Wir stellen typische Vertreter aus beiden Gruppen vor: den lichthungrigen Überlebenskünstler Sanddorn, die Sommersonnenpflanze Johanniskraut, die geheimnisvolle, zwielichtige Tollkirsche und den hochgiftigen Eisenhut.

 

Der Sanddorn: Lebenskünstler mit Vitaminen

Er trotzt Dürre, Dauerfrost, Hitze und starken Winden. Und hat eine besondere Beziehung zum Licht. Im Inneren: reichlich Vitamine!

Das Johanniskraut: Licht für die Seele

Wie kaum eine andere steht diese Heilpflanze in Beziehung zur Sonne und schenkt uns ihr Licht.

Die Schwarze Tollkirsche: Pflanze des Zwielichts

Die giftige Pflanze wird als Arzneimittel bei Fieber, Husten und Halsentzündungen eingesetzt.

Der Eisenhut: Hochgiftige Schönheit

Er zählt zu den giftigsten Pflanzen Europas. Und hilft doch - homöopathisch potenziert - bei Schmerzen und Fieber.

Hier gleich noch mehr darüber, wie diese Pflanzen unsere Abwehrkräfte stärken, Licht in unsere Seele bringen, wenn die dunkleren Tage uns aufs Gemüt schlagen.

Sanddorn

Trägt eine enorme Lebenskraft in sich

Er lebt in Symbiose mit Bakterien in seinen Wurzelknöllchen, die den Luft-Stickstoff binden und damit für den Sanddorn verfügbar machen. Ansonsten reichen Luft, Wasser und Licht, von dem er nicht genug kriegen kann, für das gesunde Wachstum aus. Sperrig und bizarr krallt sich der bis zu 6 Meter hohe Strauch mit seinem weitverzweigten Wurzelsystem im Untergrund fest. Seine Beeren schützt er mit spitzen Blättern und Dornen. Mit schmal geschnittenen und fein behaarten, grün-silbrig glänzenden Blättern verhindert er, dass das Wasser zu schnell verdunstet. Ab Anfang August bringt der Sanddorn 5 bis 10 mm lange, rundlich-ovale Früchte hervor, die botanisch als Steinfrüchte bezeichnet werden. In diesen leuchtend gelben und orangefarbenen Beeren sammelt er das strahlende Licht und die vitalisierenden Kräfte der Sonne und verwandelt sie unter Einbeziehung von Mineralstoffen und Wasser in einen wahren Schatz an Inhaltsstoffen. Als eine von wenigen Pflanzen enthält Sanddorn sowohl im Fruchtfleisch als auch in den Kernen kostbares Öl. Dadurch ist er in der Lage, neben wasserlöslichen Vitaminen (Vitamin C und B-Vitamine) auch fettlösliche Vitamine und deren Vorstufen (wie Vitamin E und Carotinoide) zu produzieren und zu speichern. Aufgrund seines reichen und ausgewogenen Vitamingehalts ist Sanddorn ein wertvoller Vitaminspender, auch für die vegetarische und vegane Ernährung. Mit weiteren Antioxidantien, ungesättigten Fettsäuren und vielen Spurenelementen wirkt er zusätzlich zellschützend und stärkend.

Herkunft

Sonne und Sand: Sanddorn stammt als Wildpflanze ursprünglich aus Zentralasien und wurde bereits früh in der Tibetischen Medizin eingesetzt. Im Laufe von Jahrtausenden hat er sich vom Himalaya über den Altai, den Kaukasus und die Karpaten bis in die Alpen und die Nord- und Ostseeküste verbreitet. Mitteleuropa wird von zwei Unterarten dominiert, wobei der im Alpenraum vorkommende Bergsanddorn einen noch höheren Vitamin-C–Gehalt und kleinere Beeren hat als sein nordischer Verwandter. Unter optimalen Bedingungen wächst der Sanddorn am Mittelmeer, etwa in der toskanischen Maremma: Sandiger Boden, milde Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung lassen ihn besonders gut gedeihen und sorgen für hohe Wirkstoffgehalte.

Anwendung

Für aussen und innen: Als Nahrungsergänzung während der kalten Jahreszeit und in Phasen der Abwehrschwächung, z. B. bei immer wieder kehrenden Erkältungen, nimmt man am besten naturbelassene, reine Sanddornsäfte. Wem purer Sanddornsaft zu sauer ist, kann ihn beispielsweise auf Müsli geben, in (Soja-)Joghurt verrühren oder mit anderen Säften vermischen. Äusserlich angewendet, dienen Sanddorn-Cremes, -Lotionen und -Öle der gesundheitsfördernden Hautpflege. Besonders im Winter, wenn die Haut oft trocken ist, schuppt und juckt. Es sind sowohl die gespeicherten Kräfte der Sommersonne als auch die Abwehrkräfte, die der Überlebenskünstler Sanddorn in einer oftmals feindlichen Umgebung entwickeln muss, die ihn besonders im Winter so wertvoll machen.

Johanniskraut

Die Sonnensignatur

Schon Paracelsus hatte den starken Sonnenbezug des Johanniskrauts erkannt. Neben dem Blühzeitpunkt zur Zeit der Sommersonnenwende im Juni gibt es noch viele weitere Hinweise: So finden wir das Johanniskraut vor allem an sehr lichten Standorten. Schattenplätze mag es nicht. Die sonnengelbe Blüte sowie die blutrote Färbung, die auftritt, wenn man die Blüten und Knospen zerdrückt, sind weitere Hinweise; ebenso das würzige, anregende Aroma der Blätter. Auch beim Aufblühen zeigt sich die Sonnensignatur: Eine Stunde vor Sonnenaufgang öffnen sich die duftenden Blüten – rechtzeitig, um die aufgehende Sonne zu begrüssen. Ein weiterer Ausdruck der Sonnenhaftigkeit und des Lichtbezugs ist das auf dem Kopf stehende Dreieck, welches die Zweige bilden – eine Form, die an eine umgekehrte Pyramide erinnert und sich in ihrer Geste öffnend zur Sonne wendet. Aus dem Bezug zum Sonnenlicht erschliesst sich das wichtigste Anwendungsgebiet der Pflanze: Johanniskraut wirkt angstlösend und stimmungsaufhellend bei leichten bis mittelschweren Depressionen. Hier wird Hypericum entweder als pflanzenheilkundliches Präparat mit definiertem Wirkstoffgehalt oder als homöopathische Potenz gegeben. Vor allem bei der jahreszeitlichen Winterdepression hilft es als „pflanzliches Sommersonnenlicht“, die dunkle Jahreszeit zu überstehen. Johanniskraut wird daneben auch als Wundmittel verwendet, etwa bei Stichverletzungen. Äusserlich angewandt hilft das rote Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt, bei Nervenschmerzen auch infolge länger zurückliegender Verletzungen, Operationen und anderer Ursachen.

Geschichtliches

Abwehr von Dämonen: Der deutsche Name gibt die Hauptblütezeit um den Johannistag (24. Juni) an, nahe der Sommersonnenwende (21. Juni). Zu dieser Zeit sind die Tage am längsten und ist die Lichteinwirkung am stärksten. Die wissenschaftliche Bezeichnung Hypericum perforatum ist aus hyper = griech. über und icon = Bild zusammengesetzt,  was unter anderem so gedeutet wird: „schöner als ein Bild“, aber auch „über dem Bild“. Die alten Griechen hängten die Pflanze über Götterbilder zur Abwehr böser Geister. Der Zusatz perforatum ist lateinisch und bedeutet durchstochen, denn die Blätter der 20 bis 90 cm hohen, aufrechten Pflanze haben stichpunktförmige Drüsen und wirken daher im Gegenlicht wie durchlöchert. Im Mittelalter wurde das in Bezug zu den Wunden Christi gebracht. Johanniskraut wurde früher als Mittel zur Dämonen- und Teufelvertreibung genutzt - Fuga daemonum, Teufelsflucht, hiess es daher auch. Heute hilft es als pflanzliches Antidepressivum, trübe Gedanken zu vertreiben und düstere Stimmungen aufzuhellen.

Der Eisenhut

Hochgiftige Schönheit

Er zählt zu den giftigsten Pflanzen Europas. Und hilft doch - homöopathisch potenziert - bei Schmerzen und Fieber.

Seine Blüten bestehen aus fünf blauvioletten Kronblättern. Die Form des obersten Blattes erinnert an einen Ritterhelm – daher sein Name: Eisenhut. Blütezeit ist zwischen Mai und September. Alle Pflanzenteile sind höchst giftig, insbesondere die Wurzelknolle. Hauptinhaltsstoff ist Aconitin, eines der stärksten Pflanzengifte überhaupt. Für die Arzneimittelherstellung wird Aconitum napellus angebaut und zur Blütezeit, in der Regel im Juli, geerntet. Auch bei Anbau und Ernte muss stets die ausserordentliche Giftigkeit beachtet werden – selbst über die blosse Haut können beträchtliche Giftmengen aufgenommen werden. Die lebendige Wurzelknolle, das gefiederte Laub, die zum Helm eingestülpte Blüte, die Giftigkeit: All das sind Hinweise auf das besondere Wesen dieser Pflanze, die Einfluss auf das Nervensystem des Menschen nimmt und – als Arznei in der richtigen Dosis – dort hilft, wo die Nervenprozesse zu lebendig und überschiessend sind, etwa bei Nervenschmerzen (Neuralgien) und Nervenentzündung (Neuritis). In diesen Fällen wirkt der Blaue Eisenhut sowohl innerlich (in potenzierter Form) als auch äusserlich, zum Beispiel als Öl oder Salbe, schmerzlindernd. Zu den Anwendungsgebieten zählen vor allem Krankheitsbilder, die mit Fieber, Herzklopfen und Schmerzen einhergehen. Überwiegend sind das akute Erkältungskrankheiten und grippale Infekte. Auslösung durch kalten Wind; harter, trockener Husten, Angst und Unruhe sind Symptome, die für die Anwendung von Eisenhut sprechen. Arzneimittel mit homoöpathisch potenzierten Auszügen aus Aconitum napellus wirken bei solchen Beschwerden schmerzlindernd, fiebersenkend und beruhigend.

Herkunft

Standort im Gebirge: Der Blaue Eisenhut oder Aconitum gehört in die grosse Familie der Hahnenfussgewächse und wächst in den Alpen bis auf etwa 3000 Meter. Das Wort Aconitum soll von einer antiken Stadt namens Aconae herrühren, in deren Nähe diese Pflanze wuchs. Der wissenschaftliche Name Aconitum napellus kann aber auch auf das lateinische Wort aconae zurückgehen, das so viel bedeutet wie „nackte Felsklippe“ und sich auf den Standort im Hochgebirge bezieht. Napellus geht auf das lateinische Wort für Steckrübe als Bezug auf die Wurzel zurück.

Geschichtliches

Giftiges Hexenkraut: Im altindischen Ayurveda, in der Tibetischen und der Chinesischen Medizin wurden Aconit-Arten als Heilpflanzen hoch geschätzt. In Europa war der Eisenhut lange Zeit als Hexen- und Giftmischerpflanze verpönt. Im alten Rom und im Mittelalter war der Anbau des Eisenhutes zeitweise strengstens verboten. Denn die Obrigkeit fürchtete nichts mehr als Giftmorde. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzielte man mit Dosierungen, die nahe an der gefährlichen toxischen Schwelle lagen, Erfolge in der Behandlung von Schmerzen, vor allem bei Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz mit Reizung des 5. Hirnnervs).

Die Schwarze Tollkirsche:

Pflanze des Zwielichts

Die giftige Pflanze wird als Arzneimittel bei Fieber, Husten und Halsentzündungen eingesetzt.

Alle Teile der aufrecht wachsenden, ausdauernden, krautigen Pflanze, die eine Grösse von 1,5 Meter erreichen kann, sind giftig. Vor allem die appetitlich aussehenden und nicht übel schmeckenden, saftigen Beeren sind „beliebt“ und sorgen dafür, dass die Tollkirsche in den Statistiken der Giftnotrufzentralen, vor allem in Süddeutschland, ganz oben steht. Kinder stecken sie sich, oft ohne nachzudenken, in den Mund, und selbst Erwachsene verwechseln sie immer wieder mit essbaren Waldbeeren. Bereits wenige Beeren können schwere Vergiftungen bis hin zum Tod durch Atem- und Herzstillstand auslösen. Die Tollkirsche blüht von Juni bis August. Danach bildet sie die bis 1,5 cm grossen schwarzen Beeren. Als potenzierte Substanz in Homöopathie und Anthroposophischer Medizin wird die Tollkirsche, medizinisch meist „Belladonna“ genannt, eingesetzt, um Stauungen aufzulösen und zu entkrampfen, etwa im Verdauungssystem und bei zu hohem Blutdruck. Ihr wichtigstes Einsatzgebiet sind akute, fieberhafte Infekte, vor allem der Luftwege, häufig in Kombination mit Apis, dem Gift der Honigbiene. Symptome, bei denen Belladonna besonders gut hilft, erschliessen sich nach der Ähnlichkeitsregel aus ihrem Vergiftungsbild: Fieber, Unruhe, Mundtrockenheit, pochende Schmerzen, trockener Husten und Blutandrang zum Kopf beispielsweise. Auch bei Halsentzündungen findet Belladonna Verwendung.

Herkunft

Pflanze des Übergangs: Die Tollkirsche gehört zu den Nachtschattengewächsen – wie viele Gift-, Kult-, Heil-, Genuss- und Nahrungspflanzen vom Bilsenkraut über den Tabak bis hin zur Kartoffel. Charakteristische Merkmale dieser Familie sind vor allem die fünfzähligen Blüten mit zum Teil verwachsenen Blättern; die Früchte sind häufig Beeren. Die Tollkirsche bringt als typische Vertreterin ihrer Familie diese Eigenheiten besonders eindrücklich zur Erscheinung. Tollkirsche heisst sie wegen ihrer psychedelischen und der ihr nachgesagten erotisierenden Wirkung (toll = verrückt, aber auch liebestoll) und der Ähnlichkeit mit einer Kirsche. Man findet die Tollkirsche in Mittel- und Südeuropa, in Nordafrika, im Norden bis Nordengland, im Osten bis zur Ukraine. Sie braucht humusreichen und etwas kalkhaltigen Boden und ist an warmen, feuchten Waldrändern, an Kahlschlägen, auf Lichtungen und Weiden anzutreffen. Häufig steht sie an schattigen Übergängen von einem Bereich zum anderen. Auch der Standort der Tollkirsche ist somit Ausdruck des Miteinanders von lichten und finsteren Tendenzen, von Licht und Schatten sowie des Übergangs vom einen zum anderen. Also eine Pflanze des Zwielichts.

Geschichtliches

Gefährlicher Rausch: Dazu passt auch die Verwendung im Altertum zu kultischen und magischen Zwecken. Als Rauschdroge ermöglichte sie Erlebnisse an der Grenze vom Traum- zum Wachbewusstsein, allerdings verbunden mit gleichzeitiger Lebensgefahr wegen der starken Giftigkeit. Verantwortlich für die Wirkungen sind verschiedene Inhaltsstoffe, sogenannte Alkaloide wie Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin, die sich auch in anderen Nachtschattengewächsen finden.