Bäume haben einen grossen Einfluss auf das Klima unserer Erde. Bäume reinigen die Luft. Wenn es im Wald regnet, gibt es nicht nur einen schönen Sound, sondern auch eine erfrischende Luft und einen ganz besonderen Duft, den wir als Waldbesucher geniessen können. Wald-Duft ist etwas ganz Besonderes. Was bisher mehr ein Gefühl war, belegt jetzt die Wissenschaft und nennt es „Biophilia-Effekt“: In den Wald gehen, den Wald-Duft einatmen, und das Grün auf sich wirken zu lassen, das kann eine heilsame Wirkung auf uns Menschen haben. Die Wirkung des Waldes auf einzelne „Effekte“ reduzieren zu wollen aber wäre zu wenig.
Sehnsucht nach Natur
Bis zum Jahr 2050 leben, Schätzungen der UN zufolge, zwei von drei Erdbewohner in einem urbanen Umfeld. Aktuell gibt es 31 Mega-Cities weltweit - bis zum Jahr 2050 sollen es 50 sein. Mehr als 10 Millionen Einwohner zählt einer dieser Hotspots und nicht nur die Masse an Menschen, auch die zunehmende Digitalisierung sorgt dafür, dass sich das menschliche Leben immer weiter von der Natur entfernt. Kein Wunder steigt bei vielen Menschen die Sehnsucht nach einer Verbindung zur Natur, zu Natur-erlebnissen. Umgeben von Bäumen können wir Menschen etwas Grosses, Komplexes erleben. Etwas, was uns fast schwerfällt, in Worte zu fassen. Von „Shinrin Yoku“ sprechen die Japaner, vom „Waldbaden“. Dabei ist nicht etwa das Baden in einem See oder Bach gemeint, den wir vielleicht irgendwo zwischen Sträuchern und Büschen versteckt finden. Sondern das Eintauchen in die Natur, mit allen Sinnen. Achtsam und absichtslos losschlendern, eins werden mit der Atmosphäre, Sinneseindrücke sammeln, Stress reduzieren – darum geht es bei „Shinrin Yoku“, das in Japan sogar Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung ist, seit man um die vielen positiven Effekte des Waldbadens weiss.
Weltweite Forschung
Und nicht nur dort, sondern weltweit erforschen Wissenschaftler, was im Wald so wohltuend ist, beim Eintauchen in die pure, grüne Vegetation: Sind es die vergleichsweise niedrigen Temperaturen, die die körperliche Leistungsfähigkeit steigern? Spielen die speziellen Lichtverhältnisse eine Rolle? Ist es die Farbe Grün, die nachweislich beruhigend auf das vegetative Nervensystem wirkt und Heilungsprozesse fördert? Der federnde Waldboden, der besonders bei Gelenk- und Rückenbeschwerden guttut? Oder die besondere Ruhe?
Mehr Bäume, weniger Krankheiten ?
Bereits 20 Minuten im Grünen, zeigt eine Studie, genügen, um das Level an Stresshormonen merklich zu vermindern. Der Cortisol-Spiegel wird gesenkt, bestimmte Enzyme, die bei Stress vermehrt ausgeschüttet werden, werden abgebaut. Von einer „Naturpille“ sprechen die Forscher im Fachmagazin „Frontiers in Psychology“ und ihre Daten reihen sich in zahlreiche Erkenntnisse zum Thema Wald und Psyche ein: Schon in den 80er Jahren etwa stellte der schwedische Forscher Roger Ulrich fest, dass Patienten, die nach einer Operation aus dem Krankenhausfenster auf Grün schauten, weniger Schmerzmittel benötigten und schneller gesund wurden. Später fand der US-Umweltpsychologe Marc Berman heraus, dass Bewohner grüner Gebiete seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes litten.
Die Natur lässt uns in Ruhe - im Wald zu baden verbindet uns mit uns selbst
Im Wald können wir nichts kaufen, es gibt keine kurzfristigen Verlockungen und selbst fremdgesteckte Ziele erscheinen mit mehr Abstand, statt weiter Druck auszuüben. Mittendrin sind wir, werden Teil des Ganzen. Herausgehoben fühlen wir uns und gleichzeitig geerdet. Kaum irgendwo sonst ist das Wechselspiel von Werden und Vergehen so intensiv erlebbar. Totes Holz liegt herum, junger Klee spiesst dazwischen. Inmitten dieses Natur-Kreislaufs wandeln wir.
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